Sonntag, 23. Oktober 2016

{eAf} Anton Serkalow | Vakkerville - ein Blick hinter den Spiegel

Es ist wieder Sonntag und das heißt: Ein weiterer Autor wird heute einen Post für euch verfassen!
Außerdem werdet ihr hier auf meinem Blog auch bald eine Rezension zum ersten Band "Dämmergrau" der Vakkerville-Mysteries finden.:)


Horror, Thriller, Großstadtposse, Krimi, Komödie, Mystery, Charakterstudien ...

Warum dieser Genremix?

Das Nachdenken darüber, warum ich begonnen habe die "Vakkerville-Mysteries" zu schreiben, bringt mich 25 Jahre zurück.
Damals hatte ich noch einen Schwarz-Weiß-Fernseher, zum Filme gucken ging ich ins Kino. Fernsehserien fand ich doof. Das Format innerhalb von 40 Minuten eine abgeschlossene Geschichte zu erzählen, langweilte mich.
Dann kam "Twin Peaks"
Ich kannte die Filme "Blue Velvet" und "Wild at Heart" von David Lynch und erwartete tatsächlich großes. 
Meine Erwartungen wurden weit übertroffen.
"Twin Peaks" war nicht nur die erste Serie, die eine Story durchgehend über alle Folgen erzählte, "Twin Peaks" war vor allem eines:

Ein völlig irrsinniger Mix aus Krimi, Mystery, Horror, Soap-Kitsch, Komödie ...

Seit dem fasziniert mich das Aufbrechen, ja das Zerstören von Genres.

Eine Zeitlang bot der Steampunk gute Ansätze, um die eingefahrenen Fantasy-Klischees mit der industriellen Revolution aufzubrechen. Leider traten auch da sehr bald die Fundamentalisten auf den Plan und wenn es jetzt nicht im viktorianischen London mit möglichst viel Authentik spielt, dann darf es sich nicht "Steampunk" nennen. Herrjeh, ich denke, das heißt "Fantasy"?

Ich finde auch die Idee viel reizvoller, dass Fantasy in einer Welt spielt, die unserer Zeit gleicht. Die japanischen Spieleserie "Final Fantasy" macht das z.B. sehr gut. Schwerter und Züge, Flugzeuge und Magie, Drachen und schnelle Autos ...
Die Japaner sowieso ... das mystische, das spirituelle, das übernatürliche ist durch den Shintuismus ganz normal im Alltag verhaftet.
Die Realfilme "Death Note" sind ein sehr gutes Beispiel. Coming-of-Age-Komödie, Horror, Mystery, Thriller, Detektivstory. In der japanischen Popkultur sind die Schubladen eh nie so eindeutig wie in der westeuropäischen-amerikanischen. Das verstört die Meisten. Darum wird "Death Note" auch mit Horror beworben. Was einfach zu Enttäuschungen führen muss.

"Twin Peaks" scheiterte damals wahrscheinlich auch dran. An diesem "Nicht greifbaren". 
Die meisten Leser und Zuschauer wollen eindeutige Genres, in denen sie sich sicher fühlen. Sie wissen, was auf sie zukommt.
Mich reizt so etwas nicht. Ich fand "Niceville" von Carsten Stroud eben auch wegen seinem wüsten Mix so genial.

Am Anfang meiner "Vakkerville" Idee stand ein Erzählstrang, ähnlich wie in "Pulp Fiction" oder "L.A. Crash"

Ich mag diese Erzählweise, dass verschiedene, zunächst nicht zusammenhängen scheinende Stränge auf einen bestimmten Punkt zulaufen, an dem sie sich vereinen. "Franklyn" ist auch so ein Beispiel. (Abgesehen davon, dass es Drama, Fantasy und Science Fiction mixt und dass die letzte Einstellung zeigt, wie ich mir vorstelle, dass der "Sandmannpark" über Vakkerville thront.)

Ich wollte einfach irgendeine völlig bekloppte Situation, an der sich mehrere Protagonisten zufällig treffen.

Ja, die Idee mit dem Überfall eines Restaurants ist "Pulp Fiction" entlehnt.
Davon ausgehend beschäftigte ich mich zunächst mit den Figuren. Wer kommt da warum hin? Allein das, so lernt man es in jedem vernünftigen Schreibworkshop, kreiert schon von allein einen Haufen guter Geschichten. (Schaffe einen Protagonisten, gebe ihm ein Ziel und lege ihm Steine in den Weg, damit er dieses Ziel nur schwer, oder gar nicht erreicht. Schon hat man eine Story. Da kann allein der morgendliche Weg eines Berufspendlers zur Arbeit schon zum Thriller werden.)
Aber mit dem Überfall sollte es noch nicht zu Ende sein.
Mir war schnell klar, dass es kein Zufall sein sollte, der die Protagonisten im Chez Serge zusammengebracht hatte, sondern eine Art Bestimmung. Gottes Plan? 
Nun, in Vakkerville bin ich, der Autor, Gott. Es ist meine Schöpfung. Aber was sollte danach geschehen?
Die Suche nach den Tätern, die Jagd nach der Beute? (Beute, aus einem Restaurantübefall?) Langweilig.
Da kam meine Vorliebe für Horror, Mystery ins Spiel. Den Horror, den ich mag, ist nicht der "Torture Porn" oder der Splatter. Mein Horror geht eher in Richtung Mystery. Das Unheimliche, das Übernatürliche ist eine Metapher für menschliche Ängste, für unverarbeitete Träume, für Schuld und Erlösung.
Ich liebe die Story, die das Videospiel "Silent Hill 2" erzählt. Nicht den Film mit seiner bescheuerten, amerikanischen Wut, alles plausibel erklären zu müssen und damit zu scheitern. Da es, in einer Geschichte, in der man davon ausgeht, dass sie übernatürliche Elemente enthält, keine für unsere Realität logische Erklärung braucht. Es muss nur in der Geschichte plausibel sein.
Genau das tat das Spiel. Silent Hill war einfach nur ein Ort. Eine Metapher. Eine Art Vorhölle, in dem sich die Menschen ihrer "Schuld" stellen mussten. Es bedurfte keiner Erklärung, warum Silent Hill so aussieht, wie es aussieht. Keine albernen Flözbrände unter der Erde.

Und so hat auch Vakkerville seine Geheimnisse, seine übernatürliche Ebene. Seine "Leichen im Keller". Diese Stadt hat eine Vergangenheit, die in die Gegenwart hinein greift.
Ist es der Krieg und seine Verbrechen?
Ist es ein Serienkiller, der nie gefasst wurde?
Sind es die Verfehlungen der heutigen Menschen? Umweltzerstörung, Rassismus, Fremdenhass? Geldgier? Sozialneid?
Sind es die sieben Zwerge, die sich Schneewittchen wiederholen wollen?
Sind es die ruhelosen Geister, die erlöst werden müssen?

Für mich ist alles offen. "Dämmergrau", "Nebelgrenze" und "Spiegelgrund" erzählen eine in sich abgeschlossene Story. Aber Vakkerville ist eine große Stadt. Hier sind soviel Geschichten verborgen, die nur darauf warten, erzählt zu werden. Darum wird es immer weiter gehen. Ideen habe ich im Moment bis zu sieben Teilen. Eines kann ich aber Versprechen:

Ich werde mich auch weiterhin nicht um Genregrenzen oder Regeln scheren. Warum? Weil ich, um Stephen King zu zitieren, schreibe, um mir und dem Leser eine Freude zu machen.
Wenn mir eins von beidem gelingt, dann reicht mir das.

In diesem Sinne heiße ich Sie herzlich willkommen in Vakkerville. Einer Stadt, in der eigentlich alles so ist, wie in jeder beliebigen Stadt ... Eigentlich ...



    

Über den Autor
Anton Serkalow wuchs in einer Plattenbausiedlung irgendwo im Ostblock auf. Dort las er nicht nur Alexander Wolkow, Stanislaw Lem und die Gebrüder Strugatzki, sondern auch den verbotenen Karl May. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war Serkalow u.A. Hausbesetzer, Wahlkampfhelfer für einen Provinzabgeordneten, Gebäudereiniger, Rodeoreiter und Bassist in einer Metalband. Weil er den Sänger im Streit mit einer Axt bedrohte, wurde Anton Serkalow in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen. Dort begegnete ihm die ägyptische Katzengöttin Bastet und der Kapitän der »Nautilus«. Nach seiner Entlassung zog er in ein anderes Land und eröffnete eine Musikkneipe, die er mit Einzug der Gentrifizierung verkaufte. (Heute ist dort ein veganes Mütter-Café) Er las die Bücher »Herr Lehmann« von Sven Regner, »Niceville« von Carsten Stroud und diverse Werke von Stephen King. Spielte die Videogames »Resident Evil 1« und »Silent Hill 2«. Schaute die TV-Serien »Kingdom Hospital«, »Twin Peaks«, »Geister« und »American Horror Story«. Mittlerweile lebt Anton Serkalow mit seiner Gefährtin, Hund und Katzen auf dem Land und arbeitet als Dogcoach.
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Die Bücher
(Klappentext zu "Dämmergrau")
 Ein Agoraphobiker verlässt nach Jahren doch seine Wohnung, weil ihm ein Geistermädchen bei der Suche nach einem verschollenen Freund hilft. Auf dem Parkplatz eines Feinschmeckerrestaurants angekommen, überschlagen sich die Ereignisse und aus dem Viertel wird ein Ort des Wahnsinns.

Denn ein Zwerg und ein Pirat überfallen gerade jetzt dieses Lokal, wo der örtliche Pate diniert. Ein Gothic-Girl und die Vogelscheuche sind ebenfalls da. Eine Ex-Polizistin will sich mit den Erpressern ihres Chefs treffen. Ein obdachloser Flaschensammler, ein mysteriöser Auftragskiller und noch andere skurrile, ausgeflippte und undurchsichtige Gestalten tauchen ebenso auf, wie die toten Kinder aus dem Nebel und der Schatten eines nie gefassten Serienkillers.

Keiner von ihnen ahnt, dass ihr Zusammenprall erst der Auftakt für weitaus monströsere Ereignisse ist, die über die »Nebelgrenze« (Teil 2) in den »Spiegelgrund« (Teil 3) führen.

3 Kommentare:

  1. Huhu!

    Ein ganz toller Beitrag von einem sehr sympathischen Autor, den ich auch schon ein bisschen kennenlernen durfte :D
    Mir hat der erste Band ja richtig gut gefallen, ich bin gespannt auf deine Rezi! Ist ja ziemlich abgefahren die Geschichte!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ich bin auch schon sehr gespannt!:D Besonders weit bin ich leider noch nicht mit dem Buch, aber das werde ich kommende Woche hoffentlich ändern können. Deine Rezension hat mich ja noch neugieriger gemacht.^^

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    2. Na dann noch ganz viel Spaß beim Weiterlesen! :)

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